2019-09-23

Ursache und Folgen der europäischen Airline-Krise

Luftfahrt
Ursache und Folgen der europäischen Airline-Krise

Tags: Airlines


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Nach der Insolvenz von Thomas Cook ist es ungewiss, wie es für die Tochtergesellschaften, wie zum Beispiel Condor, weitergeht. Was die Nachricht umso dramatischer macht: Condor wäre nur eine von vielen Fluggesellschaften, die in letzter Zeit den Flugbetrieb einstellen mussten. Doch warum sind aktuell so viele Airlines bedroht? Welche Auswirkungen hat das auf die Branche? Und wie können betroffene Unternehmen und Agenturen schnell Ersatz finden?


Eine Airline nach der anderen meldet Konkurs an: SmallPlanet, Azur Air Deutsch­land, Primera Air, Germania, Flybmi, Aigle Azur. Nach der Thomas Cook Pleite wackelt jetzt sogar Condor. Die Branche ist in Aufruhr. Längst nicht mehr sind es nur kleine Airlines, die gefährdet sind. Immer öfter müssen auch renommierte Fluggesellschaften den Betrieb einstellen. Viele fragen sich: was ist das los? Wir haben mit Marcus Handlos gesprochen. Als Head of Airline Relations Management ist er im täglichen Kontakt mit europäischen Airlines. Er kennt den Druck, der auf den Airlines lastet. Im Interview verrät er die Gründe für die derzeitigen Insolvenzen und verrät, welche Folgen zu befürchten sind.

"EINE KETTENREAKTION KANN VIELE IN DIE TIEFE REISSEN"

Tatsächlich sei es ein gefährlicher Mix diverser Faktoren mit denen die Airline Branche aktuell zu kämpfen hat. "Zum einen haben wir die sogenannten low-cost carrier, die einen enormen Kostendruck erzeugen und auf bestimmten Strecken für Überkapazität sorgen", berichtet Handlos. Diese Billigfluggesellschaften unterbieten die Preise oft bei Weitem, verzichten dafür aber auch auf Komfort und sonst übliche Dienstleistungen. Das sei aber längst nicht die einzige Bedrohung. "Inzwischen sind es auch politische Entscheidungen und gesellschaftliche Entwicklungen, die die Existenz der Airlines gefährden." So seien neben hohen Kerosinpreisen auch hausgemachte Ursachen von Bedeutung. "Allein der bevorstehende Brexit hat immense Auswirkungen. Thomas Cook spürte die aus dem Brexit resultierende Zurückhaltung der Konsumenten direkt. Ist eine solche Kettenreaktion einmal in Gang gesetzt, kann dies schnell mehrere Unternehmen mit in die Tiefe reißen. Auch jene, die eigentlich wirtschaftlich erfolgreich waren." Der Erfolg von Airlines sei daher nicht selten direkt an den Erfolg ihrer Großkunden – oder im Fall von Thomas Cook gar an Miteigentümer – gekoppelt. 

"DER VERTRAUENSVERLUST IST EIN RIESEN PROBLEM"

"Bereits jetzt ist der Markt angeschlagen", weiß Marcus Handlos. "Allein das Boeing 737-MAX-Grounding hatte verheerende Folgen." So wurde das Modell nach zwei Abstürzen mit einem Flugverbot belegt. "Bereits seit sechs Monaten sind diese Flieger am Boden. Neben den wirtschaftlichen Einbußen ist vor allem der Vertrauensverlust ein riesen Problem. Es ist nicht so, dass jetzt einfach andere Airlines profitieren. Alle sind betroffen. Die, die diese Modelle bestellt haben, aber eben auch die, die auf andere Maschinen setzen." 

"DIE FOLGEN WERDEN WIR BALD ZU SPÜREN BEKOMMEN"

"Die aktuellen Entwicklungen werden definitiv einen großen Einfluss auf den aktuellen Flugmarkt haben," prophezeit Marcus Handlos. Doch was genau bedeutet es, sollte eine Airline wie Condor Insolvenz anmelden müssen? "Die Folgen spürt die Branche nicht sofort in vollem Umfang. Hier ist es immer etwas zeitlich versetzt. Meistens ist vor allem die nächste Saison betroffen. Konkret bedeutet das für die Marktsituation eine Verknappung des Angebots bei vermutlich gleichbleibender Nachfrage. Das Ergebnis sind Kapazitätsprobleme an stark nachgefragten Reisezeiträumen. Es kann sein, dass es nicht genug Flüge gibt", erklärt Handlos. "Natürlich hat dies auch Auswirkung auf die Preise. Flüge in diesen Zeiträumen werden teurer werden." 

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"SCHON JETZT FALLEn ÜBER 11.600 SITZE WEG"

"Man muss sich bewusst machen, wie viele Flugzeuge durch die Insolvenz von Thomas Cook tatsächlich betroffen sind. Achtundzwanzig A321, sieben A330, acht A321, ein A330-200 und drei A330-300. Das sind über 11.600 Sitzplätze! Und jede Maschine fliegt mehrmals täglich. Und Condor sowie andere noch aktive Airlines sind hier noch nicht mit eingerechnet." Schnell wird deutlich: Jede einzelne Insolvenz hat drastische Ausmaße. "Werden weitere große Fluggesellschaften Konkurs anmelden, könnte dies die Airline-Branche deutlich verändern." Noch ließe sich nicht sagen, was genau dies bedeuten würde, sagt Marcus Handlos. "Aber weitere Insolvenzen werden das Business nachhaltig prägen."

WIE IM ERNSTFALL REAGIEREN?

"Wenn eine Agentur oder eine Unternehmen Flüge bei einer Airline gebucht hat und diese plötzlich Konkurs anmeldet, seien die Sorgen aber zunächst ganz andere," berichtet Marcus Handlos. "Wer schnell Ersatz braucht, sollte offen für neue Lösungen sein. Vielleicht lassen sich die Passagiere auf zwei kleinere Maschinen aufteilen, vielleicht kommt ein anderer Reisetag in Frage oder ein anderer Start- und Zielflughafen. Nachdem die Bedürfnisse klar sind, muss man dann vor allem schnell und effektiv vergleichen." Besonders in solchen Extremsituationen sei eine Unterstützung durch erfahrenen Flugberater sinnvoll. "Wenn der Markt wie jetzt ohnehin in Aufruhr ist, kann jahrelange Erfahrung den entscheidenden Unterschied machen", so Handlos.

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Lesen Sie jetzt, wie Sie sich vor Airline-Insolvenzen schützen und wie Sie im Ernstfall reagieren sollten: Airline-Insolvenzen: So schützen Sie sich!

 


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Marcus Handlos

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